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Russischer Holzskandal: Auch Deutschland ist beteiligt

Über illegale Rodungen in Brasilien wurde in der Vergangenheit viel diskutiert und berichtet. Aber auch in Russlands Taiga fanden illegale Kahlschläge statt – und das ist laut einer Studie bis nach Deutschland gelangt. Trotz Nachhaltigkeitssiegel. Es sind also nicht nur Tropenhölzer bei denen Käufer und Händler ganz genau hinsehen müssen.

Bereits Anfang 2019 haben Ermittler des russischen Geheimdienstes FSB die Räumlichkeiten der Holzunternehmensgruppe BM durchsucht. Zuvor war monatelang in der Region Chabarowsk ermittelt worden. Die Flächen, die die Firma unterhielt, umfassten Wald in der Grösse Hessens, diese waren jedoch wohl nicht legal unterhalten worden. Betrug, illegaler Kahlschlag, erschlichene Wald-Konzessionen; der Liste der Ermittlungsergebnisse folgten Verhaftungen und Verstrickungen von teils hochrangigen Beamten.

Auch Europa ist Teil des Skandals

Auch Europa ist in diesen Skandal verstrickt, wie die Londoner Umweltschutzorganisation „Earthsight“ in ihrem Bericht „Taigaking“ zeigt. 100.000 Kubikemeter der insgesamt 600.000 Kubikmeter Holz, die illegal gerodet wurden, sind laut Recherchen nach Europa gekommen. Der Grossteil dessen ist sogar bei deutschen Holzhändlern gelandet. Von St. Petersburg gelangte die Ware über die Ostsee per Schiff nach Kiel, von wo aus man sie verteilte. Hauptsächlich Sibirische Lärche, die beispielsweise zum Verlegen von Terrassenböden oder Bootsbau genutzt wird, wurde dabei gehandelt.

Earthkings Direktor, Sam Lawson, verurteilt die Ergebnisse, die die Studie aufdeckte, stark: „Die Bemühungen der EU, illegales Abholzen in Ländern ausserhalb der EU zu stoppen, funktionieren nicht. Dabei treibt die EU durch ihren Holzverbrauch die weltweite Entwaldung an, die massiv zum Klimawandel und der zunehmenden globalen Erwärmung beiträgt.“

Im vergangenen Jahr exportierte Russland Holz für etwa zehn Milliarden Euro, wobei die Region Chabarowsk als eine der tragenden Säulen der russischen Holzproduktion gilt. Gleichzeitig schlagen Umweltschützer auch besonders hier Alarm. Schätzungsweise die Hälfte der Holzproduktion im Fernen Osten ist illegal. Das Meiste gelangt über die nahe Grenze nach China. Auch die BM Firmengruppe hielt hierhin enge Geschäftskontakte.

Wie konnte die russische Ware nach Deutschland gelangen?

Ausgezeichnet war das russische Holz mit dem Gut-Holz-Label PEFC, dem „Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes“. Das Ökosiegel wurde überwiegend von Forstbesitzern initiiert und steht nach dem Skandal um BM nicht zum ersten Mal als dubiose Zertifizierung in der Kritik. Sogar nach der Verhaftung von BM-Firmenboss Alexander Pudovkin wurde dem Unternehmen ein neues Zertifikat verliehen und scheint bis heute gültig zu sein.

Die betroffenen deutschen Händler geben indes vor, auf das Gütesiegel vertraut zu haben und um die Einhaltung der Sorgfaltspflicht gemäss der EU-Holzhandelsverordnung bemüht zu sein.

Kann man Zertifizierungen nun überhaupt noch trauen?

Viele Verbraucher sind nun verunsichert, wollen sie doch auf wirklich nachhaltiges und verantwortungsvoll bewirtschaftetes Holz beim Bau zurückgreifen. Wichtig ist, dass auf die relevanten Siegel geachtet wird, denn auch hier tummeln sich zahlreiche schwarze Schafe. Wer sicher gehen will „gutes“ Holz zu kaufen, sollte daher beispielsweise auf das Label des FSC® achten. Dieses ist eine der deutschland- und auch weltweit anerkanntesten Zertifizierungen und schliesst strenge Richtlinien für die Betriebe ein. Zudem werden die Plantagen per Audit in regelmässigen Abständen geprüft und erhalten nur, wenn alle Punkte erfüllt sind, die entsprechende Auszeichnung. Dadurch wird Verbrauchern wie auch Händlern eine wichtige Sicherheit gegeben, sodass ein Skandal, wie bei der BM, gar nicht erst stattfinden kann.