Zwar verbessert, aber mit viel Luft nach oben – so lässt sich Deutschlands Bilanz im jährlichen Klima-Index knapp zusammenfassen. Noch immer liegt die Bundesrepublik hinter zahlreichen Ländern und vor allem hinter den Erwartungen. Das bestätigen auch Experten.
Schweden, Mexiko, Indien – das sind nur ein paar der Länder, die im internationalen Vergleich in puncto Klimaschutz besser abgeschnitten haben. Zwar konnte Deutschland sogar vier Plätze gutmachen und bis auf Platz 19 vorrücken, das allerdings genügt noch nicht. Autoren des Klimaschutz-Index von Germanwatch, des Climate Action Networks (CAN) und des New Climate Institute bewerten Deutschland deshalb insgesamt zu Recht nur als „mittelmäßig“.
Deutschland hat noch viel Handlungsbedarf beim Klimaschutz
Die Ziele zum Ausbau erneuerbarer Energien sind zu niedrig gesteckt, Energieverbrauch und Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase sind zu hoch, der Fortschritt im Verkehr ist nicht ausreichend; Experten sehen noch sehr viel Handlungsbedarf.
Überhaupt schnitten die EU-Staaten sehr unterschiedlich ab. In der Gesamtwertung konnte die EU sich dennoch um sechs Plätze auf Rang 16 verbessern. Schweden bleibt Spitzenreiter, Grossbritannien, Dänemark, Marokko und Norwegen sind auf den Folgeplätzen vertreten. Da jedoch kein Land als „sehr gut“ bewertet wurde, liessen die Klimaschützer Platz eins bis drei unbesetzt.
Ein positives Zeichen hat nun der EU-Gipfel zum Klimaschutz gesetzt. 27 Mitgliedsländer haben sich jetzt verpflichtet, ihren Ausstoss von Klimagasen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu verringern. Besonders Angela Merkel, die noch bis Januar 2021 das Amt der EU-Ratspräsidentschaft trägt, war bemüht, diese Beschlüsse zu erzielen.
Abschneiden der USA im Klimaschutz ist „desaströs“
„Desaströs“ nannten die Organisationen hingegen das Abschneiden der USA: Zum Ende der Amtszeit von Präsident Donald Trump liegen sie zum zweiten Mal in Folge ganz am Ende der Liste von 57 Staaten und der EU – noch hinter Saudi-Arabien und dem Iran.
Grund zur Hoffnung, dass sich diese Werte ändern könnten, gibt der gewählte US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden. Bereits in seinem Wahlkampf und ebenso danach betont er, dass die USA umgehend ins UN-Klimaabkommen zurückkehren würden sobald er seine Tätigkeiten aufgenommen hat. Bereits in den ersten 100 Tagen seiner Amtszeit wolle er einen Klimagipfel der wichtigen Wirtschaftsmächte einberufen. Zudem werde seine Regierung die Klimaziele der USA verschärfen und das Ziel anstreben, dass der Treibhausgas-Ausstoss bis spätestens 2050 auf Null gebracht werde. Damit plant er das komplette Gegenteil dessen, was Donald Trump während seiner Präsidentschaft durchgesetzt hatte.
Weiterer Anlass zur Hoffnung
Auch viele der Hilfspakete gegen die Folgen der Corona-Krise gäben Anlass zur Hoffnung, sagte Niklas Höhne vom New Climate Institute, der ebenfalls am Index mitwirkte. So habe die Mehrheit der Länder Massnahmen angekündigt, die den Wechsel zu treibhausgasarmen Technologien unterstützten. Dabei gebe es in allen Ländern allerdings Widersprüche. Die Klimaschützen sehen es als wichtiges Vorhaben, dass man nach der Corona-Pandemie mit grünen Massnahmen zurück zur Normalität finden müsse.