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Brandrodung in Indonesien: Die Kosten des Raubbaus

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Dr. Diego Perez, Forstwirtschaftsdirektor von Life Forestry. Foto: Life Forestry

„Nachhaltigkeit kostet“: Wenn heute über eine nachhaltige Kurswende in Unternehmen oder Staaten diskutiert wird, greifen Kritiker gerne zu diesem Argument. Dass aber auch das Fehlen von nachhaltigem Verhalten immense Kosten verursachen kann, wird gerne übersehen. Indonesiens Palmölwirtschaft ist ein gutes Beispiel dafür, wie hoch dieser Preis sein kann. Dr. Diego Perez, Forstwirtschaftsdirektor von Life Forestry, nimmt kritisch Stellung zu einer Erfolgsgeschichte mit vielen Fragezeichen.

Wirtschaftswachstum in Indonesien

Palmöl ist ein Rohstoff, der aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken ist. Lebensmittel, Kosmetika: Überall ist das pflanzliche Fett enthalten. Dabei ist es billiger und haltbarer als tierisches Fett und so energiereich, dass es als Biokraftstoff selbst Rapsöl um ein Vielfaches schlägt. So ist es kein Wunder, dass mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in China und Indien Palmöl einen enormen Nachfrageboom erlebte. Indonesien erkannte früh das Potenzial dieses vielseitigen Rohstoffs. Von 2003 bis heute steigerte es seine Palmölproduktion um fast siebzig Prozent und überholte 2006 das ebenfalls sehr starke Malaysia. Heute ist das inselreiche Land in Südostasien nicht nur Marktführer für Palmöl, sondern gilt mit einem Wirtschaftswachstum von 4,7 Prozent als wachstumsstärkste Kraft in Südostasien.

Kurzfristiger Gewinn zu hohen Kosten

Für Forstwirte und Umweltschützer steht diese Erfolgsgeschichte im Schatten einer ökologischen Katastrophe. „Indonesien hat seine Entwicklung mit Millionen von Bäumen und immensen Schäden für seine Wirtschaft bezahlt“, sagt Dr. Diego Perez von Life Forestry. Seit vielen Jahren befasst sich der Forstwirtschaftsexperte mit dem ökologischen Anbau von Bäumen. Für Life Forestry und seine Kunden hat er in Zentralamerika Baumplantagen angelegt, die in ihrer Region als Vorbild für eine nachhaltige Forstwirtschaft gelten. „Was in Indonesien passiert, hat mit nachhaltiger Forstwirtschaft nichts zu tun. Hier werden nur kurzfristige Gewinninteressen verfolgt, ohne Rücksicht auf Mensch und Natur“, sagt Dr. Perez. Der Forstwirt ist überzeugt, dass auch ein nachhaltiger Anbau von Palmöl möglich ist, doch „leider setzt sich diese Erkenntnis in Indonesien nur langsam durch.“

Die Gründe für die Brandrodungen im fernen Indonesien sind hinlänglich bekannt. Seit vielen Jahren roden dort Kleinbauern Jahrhunderte alten Regenwald, um die lukrativen Ölpalmen anzubauen. Für viele ist dieses Geschäftsmodell eine Frage der Existenzsicherung. Doch bei der Rodung entstehen häufig Schwelbrände, die wochenlang unter der Oberfläche weiter brennen und dabei Unmengen von CO2 freisetzen. Auch von gesundheitlichen Schäden wird seit Jahren berichtet. Neu ist, dass heute auch die wirtschaftlichen Schäden, die durch die gigantischen Brände entstehen, gemessen werden. So hat die Weltbank kürzlich berechnet, dass Indonesien durch die Feuer umgerechnet 13 Milliarden Euro an Kosten entstehen. Bei der Schätzung der Schadensumme wurden die Folgen für die Wälder, die Landwirtschaft, den Handel, den Tourismus und die Gesundheit berücksichtigt. Damit könnte ein erheblicher Teil von Indonesiens Wirtschaftsleistung buchstäblich in Flammen aufgehen.