Presse, Teak Inside

Stühle, die auf Bäumen wachsen: Gag oder Geschäftsmodell?

Drei Fragen an Knut Radicke, Forstdirektor bei Life Forestry Ecuador

Möbelfarm von Gavin Munro. Bild: © Gavin Munro
„Möbelfarm“ von Gavin Munro. Bild: © Gavin Munro

Vom Baum zum Holzmöbel ist es ein langer Weg: Der Baum muss gefällt, von seiner Rinde befreit und zu Quadern zersägt werden, bevor er die Fahrt zum Sägewerk antritt. Bei diesem Prozess entsteht viel Energieverlust und Abfall – zuviel, wie der Brite Gavin Munro fand. Der Designer entwickelte kurzerhand eine Methode, wie man Möbel ganz ohne Schneiden und Sägen herstellt: Bäume, die während der Wachstumszeit in Möbelform gebracht werden. Zu diesem Zweck hat Gavin Munro Plastikformen entwickelt, mit deren Hilfe sich Zweige zu Stühlen oder Tischen formen lassen. Wir baten Knut Radicke, Forstdirektor von Life Forestry Ecuador, um eine Stellungnahme.

Wie viel Kunst darf in der Forstwirtschaft sein, Herr Radicke?

Das kommt darauf an, wen Sie fragen. Im Gartenbau haben dekorative Strukturen, die aus Ästen oder Hecken geformt sind, eine lange Tradition, angefangen mit Torbögen aus Glitzinien oder Figuren, die aus Buchsbaum geschnitten werden. In der Forstwirtschaft sind solche Eingriffe höchst selten. Unsere Priorität ist es, dass sich Bäume unter unserer Pflege so gesund und natürlich wie möglich entwickeln. Wenn wir auf den Baumplantagen von Life Forestry in ihr Wachstum eingreifen, dann immer mit dem Ziel, Fehlentwicklungen zu vermeiden, die den Baum später schwächen oder ihn als Baustoff für Möbel und Wände unbrauchbar machen.

Gavon Munro nutzt für seine Baummöbel Weiden, Eichen, Platanen und andere Bäume. Wäre es auch denkbar, Teakbäume in dieser Form anzubauen?

Technisch wäre es vielleicht möglich, aber die Methode widerspricht allem, was Kenner an Teakbäumen schätzen. „Tectona Grandis“ ist ja ein Baum, der sich vor allem durch ein gerades und hohes Wachstum auszeichnet. In der Möbelherstellung erzielen besonders gerade, lange Stämme ohne Astlöcher die höchsten Preise. Dazu kommt, dass Kunden das Holz für seine schöne Maserung lieben. Diese wird aber erst dann sichtbar, wenn Holz geschnitten und bearbeitet wird.

Die „Baummöbel“ von Herrn Munro sind inzwischen auf der ganzen Welt berühmt. Glauben Sie, dass sich das Modell durchsetzen wird?

Es heisst ja, dass der Gründer in die Massenproduktion gehen will. Ich kann mir vorstellen, dass er mit seinem Produkt einige Liebhaber im europäischen Markt anspricht, aber ob er damit einen grösseren Markt erreicht? Für einen Edelholzproduzenten wie Life Forestry ist es wichtig, dass da draussen bereits ein breiter, internationaler Markt vorhanden, der auch in 20 Jahren sehr gute Absatzchancen bietet. Dazu haben wir uns gegenüber unseren Kunden verpflichtet und deshalb produzieren wir erstklassiges zertifiziertes Teakholz aus nachhaltigem Anbau. Was später mit der Holzernte dann passiert – ob sie von genialen Möbeldesignern oder asiatischen Baufirmen gekauft wird, das entscheidet der Markt.